(sm) Erst mit Hilfe der sich kämpferisch aufopfernden Gäste und quasi in der letzten Sekunde der Nachspielzeit hat der Waldbadexpress einen mehr als hochverdienten Punkt in der Senne behalten können. Nach einer sehenswerten Einzelleistung von Simon Czernia waren die Waldbadkicker planmäßig in Führung gegangen, mit gütiger Hilfe der um Standfestigkeit bemühten Senner Abwehr hatten die Gäste das Spiel gedreht, ehe aus Gästesicht ein unglückliches Eigentor das Remis besiegelte.

Es bleibt dabei: Gegen die Teams aus dem Altkreis Halle kommen die Senner trotz regelmäßig ordentlicher Leistungen in diesem Jahr auf keinen grünen Ast. Das mag daran liegen, dass der kämpferisch und läuferisch geprägte Spielstil der Mannschaften aus diesem Gebiet dem Waldbadensemble nicht unbedingt liegt, oder einfach daran, dass diese Mannschaften es verstehen die Senner Schwächen clever und schamlos auszunutzen.
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ lautet daher auch ein ganz persönlicher Epilog nach dem meteorologisch „schmutzigen“ Kampfspiel der ersten Senner Garde gegen das Überraschungsteam der Kreisliga A Bielefeld in der Saison 2017/18, der Reserve des SC Peckeloh.
Hier wird der Autor mal wieder ein Wort zum Sonntag los, hat mit dem Sportlichen weniger zu tun…
Was mich seit zwei, drei Jahren im Rahmen dieser Spielberichte immer mehr umtreibt und inzwischen fast von Monat zu Monat mehr in eine sich vertiefende Sinnkrise treibt, ist der Antagonismus zwischen auf der einen Seite großartigen, bewundernswerten und mehr als überzeugenden sportlichen Leistungen unserer Jungs, über die ich sehr gerne mit Senner Brille berichte und der „anderen Seite“, die ich mal vorsichtig „lebensweltlich und sozial geprägte Irritationen der noch nicht gänzlich vollzogenen Adoleszenz“ nennen möchte. Oder um es kurz zu machen: Von der Schwierigkeit erwachsen zu werden.
Nein, ich werde hier kein sozialpädagogisches Essay über die Köpfe der Betreffenden hinweg verfassen, wozu auch, aber ich möchte meine eigene Zerrissenheit kundtun, die mich in der Vergangenheit immer wieder an die Schwelle gebracht hat, diese Stunden hier nicht mehr darein zu investieren, den Lesern eine nette Pausen- oder Gutenachtlektüre zu präsentieren, mit der man einverstanden sein kann oder auch nicht, die aber zumindest genug provoziert, um darüber nachzudenken. Damit bin ich bei einem meinem eigenen Anliegen für diese Spielberichte, die diesen seit 13 Jahren 2 Monaten und 8 Tagen zu Grunde liegen: Nachdenken, diskutieren und ganz möglicherweise vielleicht den Vorsatz zu fassen, etwas zu ändern, wenn vielleicht an den Dingen, die ich hier so „verzapfe“ etwas Wahres dran sein könnte.
Damit bin ich beim Punkt: Alle Welt möchte immer und überschwänglich für alles gelobt werden, die Bereitschaft, sich selber zu hinterfragen ist aber bei vielen völlig dahin. Kritik ist grundsätzlich unangebracht, weil man es selber eh besser weiß und ansonsten die andern Schuld sind.
Ich mache diese Momentaufnahmen an vielen Erkenntnissen fest, die ich zunehmend in den letzten Monaten selber gesammelt habe und verliere allmählich in Ohnmacht den Anspruch, selber etwas daran ändern zu wollen, vielleicht bin ich auch selber dahingehend inzwischen zu sehr gewöhnt, um nicht den Begriff „abgestumpft“ wählen zu müssen.
Schauen wir mal wozu das führt…
Dass die meteorologischen Bedingungen für den vorletzten Hinrunden Spieltag hätten besser sein können ist ein offenes Geheimnis, hätte es den Samstag ebenso ergiebig geregnet, wie am Sonntag selber, wäre wohl eine Verlegung der Partie Erster gegen Zwoter auf den kleinen Senner Kunstrasen, auf dem die zweite und dritte Mannschaft zuvor sehr erfolgreich operierten, erforderlich geworden.
Die Personalsorgen werden Mike Wahsner und Christian Lyko wohl in den kommenden Wochen bis hin zur Winterpause nicht mehr zu nehmen sein, „Roadrunner“ Matthes Schwabedissen fällt aufgrund einer schwierigen Kniegeschichte bis zur Rückrunde aus, Kapitän Michel Dennin musste aufgrund der in der Vorwoche zweifelhaft verhängten, aber natürlich gültigen fünften Gelben Karte passen. Zwei Akteure, die das Spiel der Senner Mannschaft zuletzt sehr deutlich prägten und natürlich fehlten. Wieder mit von der Partie war Timon Finger, der in der Schlussphase für Tim Held auf das glitschige Parkett kam und sich somit aus Südamerika zurückmeldete.
Die Defensive vor Torwart Florian Krogmann bemannten somit Stephan Dopheide und Malte Hawerkamp in der Innenverteidigung und Moritz Dennin und Til Stelbrink in der Außenverteidigung. Die Abwehr erwischte indes natürlich auch bodenbedingt einen gebrauchten Tag, aber mit dem tiefen, kraftraubenden Boden mussten bekanntlich beide Teams klarkommen, der Peckeloher Abwehr erging es insgesamt ähnlich. Generell hat an dieser Stelle durchaus die Frage eine Berechtigung, warum Eisenstollen so völlig aus der Mode gekommen sind. Ich meine, die gibt es auch in bunt und sie wirken auf einem so tiefen, seifigen Rasenplatz in puncto Rutschfestigkeit wahre Wunder. Wer nicht hören will muss fühlen, allen guten Ratschlägen zum Trotz.
Im zentralen defensiven Mittelfeld des Waldbadexpresses liefen Malte und Ole Gruner auf und zeigten eine sehr einsatzbeflissene Leistung, viele Senner Akzente gingen von hier aus. Luka Marquardt rückte für den verletzten Matthes Schwabedissen auf die Außenposition vor und zeigte sich bekannt kampf- und laufstark, Simon Czernia setzte starke Akzente auf seiner Außenposition und war für die Gäste kaum zu halten, entsprechend belohnte sich das dynamische Kraftpaket auch mit einem sehenswerten Tor. Offensiv agierten Tim Held und Philipp Schlegel, insbesondere Schlegel überzeugte einmal mehr mit einer in beinahe jeder Hinsicht starken Leistung, allerdings blieb er unglücklich im wesentlichen Bewertungskriterium für einen Stürmer ohne Punkt, ein Tor wollte dem tapfer kämpfenden Senner Stürmer nicht gelingen. Tim Held konnte trotz redlichen Mühens und vieler Laufwege nicht an seine zuletzt starken Performances anknüpfen, allerdings war ihm in puncto Einsatzwillen kein Vorwurf zu machen. Auf der Bank nahmen mit Marvin Hülse, Dennis Ambrosius, Henrik Eckseler, Timon Finger und Lawin Celik Spieler Alternativen aus allen Bereichen Platz.

Wenn man über die ersten Fünfundvierzig des Spitzenspiels zwischen Senne und Peckeloh II eine Aussage zurecht tätigen kann, dann die, dass der Waldbadexpress eine seiner stärksten ersten Durchgänge dieser Saison spielte. Trotz ganz schlechter Bodenverhältnisse spielten die Wahsner-Lyko-Mannen selten so präzise, schnörkellos und effektiv nach vorne, wie in dieser Partie. Bereits nach wenigen Spielminuten wurde die erste hochprozentige Gelegenheit vorgetragen, die eigentlich schon zum Treffer hätte genügen müssen. Peckeloh verteidigte mit enormen kämpferischen Einsatz von der ersten Minute an und überzeugte als Mannschaft, ließ aber nur selten starke spielerische Sequenzen für sich sprechen. Es war wirklich sehenswert, was die Senner Elf da flexibel über beide Seiten vortrug, als wären insbesondere die häufig als mangelhaft bemerkten hohen Vorherspiele endlich in den Köpfen der jungen Aktiven angekommen, wurden stets saubere flache Vorhergaben präsentiert, die auch regelmäßig Abnehmer fanden, allerdings nicht den Weg über die Peckeloher Torlinie. Die Gäste warfen sich von Minute eins bis 95 mit allem zur Verfügung stehenden in die Senner Torszenen und verteidigten mit Kampfgeist und etwas Fortune jede noch so gute Senner Einschussgelegenheit. Trotz bis dahin guter drei Einschussmöglichkeiten, brauchte es bis zur 18. Spielminute und einer sehenswerten Einzelleistung von Simon Czernia, ehe der Senner Anhang jubeln durfte. Czernia entwickelte sich ohnehin zum Albtraum der Gästeabwehr, so stark und gewandt überlief der junge Senner Außen regelmäßig die Abwehr des Altkreis-Teams. In der 18. Spielminute hatte sich Czernia bereits mit Malte Gruner über die rechte Seite durchgesetzt, als Czernia vor dem Sechzehner wieder in Ballbesitz kam und sich dann gegen drei, vier gegnerische Abwehrrecken durch den Strafraum vor den guten Gästekeeper spielte, dem er völlig „unczerniarisch“, aus fünf Metern keine Abwehrchance ließ.
Das 1:0 nach 18. Spielminuten ist hochverdient, leider sollte es nicht allzu lange Bestand haben. Die Gäste agierten ausschließlich mit langen weiten Bällen auf die eigenen blitzschnellen Offensivakteure und wählten damit auf dem glitschigen Untergrund vielleicht nicht die ansehnlichste aber eine nicht minder effektive Strategie. Vor allem die Senner Innenverteidigung gab auf dem Weg nach hinten regelmäßig kein gutes Bild ab und schlidderte regelmäßig über den nassen Platz. Nach einem Eckstoß hätten die Gäste eigentlich schon treffen müssen, als ein Senner Verteidiger direkt vor dem Tor plötzlich wegrutscht und gleich zwei Peckeloher völlig alleine vor Florian Krogmann stehen, aber in der Hast der Situation ungenügend abschließen.
Nach einem langen Ball, den die Senner eigentlich schon sicher haben, passiert dann das Malheur:
Stephan Dopheide läuft dem Ball mit dem Rücken zum gegnerischen Tor nach, der Peckeloher Angreifer setzt spekulierend nach, Dopheide erhält keinen Hinweis von seinen eigenen Mitspielern auf die nahende Gefahr und plötzlich spitzelt der Gästeangreifer Dopheide den Ball frech vom Fuß. Sofort ist der Peckeloher Sturm aufgerückt, es wird von beiden Seiten direkt vor dem Senner Gehäuse nochmal am Ball vorbeigerutscht, ehe ein nachsetzender Gästeakteur den Ball humorlos zum Ausgleich in die Maschen schiebt.
Allerdings setzte dieser Ausgleich noch mehr Willen in den Senner Spielern frei, diese Partie hier positiv zu gestalten, in den folgenden fünfzehn Minuten liefen die Wahsner-Lyko Mannen Angriffswelle auf Angriffswelle gegen das Gästegehäuse, aber es war beinahe schon zum Haare raufen, wie da allerbeste Gelegenheiten nicht genutzt wurden. Es war auch egal, wer da zum Einschuss aus fünf bis sieben Metern vor dem Gästetor auftauchte: Ob Gruner, Schlegel, Marquardt – sie alle schossen entweder aus wenigen Metern den gut reagierenden Schlussmann der Gäste an, oder schoben das Leder nachdem Abwehr und Torwart bereits geschlagen waren, am leeren Tor vorbei. Ich könnte jetzt eine Fußballweisheit zitieren, tue es aber nicht: Wir schreiben die 42. Spielminute, einer von ganz wenigen Ecken für die Gäste. Die Senner kommen zwar an den Ball, klären aber nicht beherzt und mit unmittelbarer Wirkung, aus der zweiten Reihe kommt ein Gästeakteur zum Schuss, der die Lücke, die die Senner in 95 Minuten nicht finden sollten, fand und den Ball flach und platziert ins Senner Tor schoss – 1:2. Wieder hatte ein Gegner mit einer minimalen Anzahl von Torchancen beinahe die maximale Ausbeute erzielt, während die Senner einen ENORMEN Aufwand betrieben, sich aber einfach nicht zu belohnen wussten.

Schwierig, eine Mannschaft nach zwei solchen Rückschlägen trotz beherzter und starker Spielanlage wiederaufzubauen. Die zweiten Fünfundvierzig sollten Hochspannung pur versprechen und waren ein dreckiges rein kämpferisch geprägtes Schlachtengemenge, bei dem der bis dahin starke Schiedsrichter ein wenig den Faden verlor.
Peckeloh kämpfte aufopferungsvoll, beherzt und mit enormen physischem Aufwand. Es war aus Senner Sicht zum „Mäuse melken“. Zwar ergaben sich bei weitem nicht mehr die Torchancen vom Fließband, wie im ersten Durchgang, aber wenn die Waldbadkicker sich dem Gästegehäuse gefährlich näherten, dann wurde es stets spektakulär. Aber was sie auch machten und wie sehr sie sich auch mühten, es war immer wieder doch noch ein Peckeloher, Bein oder Leib oder Arm vom Keeper im Weg, um die Senner Glückseligkeit zu verhindern. Die Gäste agierten jetzt zunehmend mit vielen kleinen Fouls, wie Halten und Trikotziehen, leider verwehrte der Unparteiische diesen aber aus Senner Sicht die entsprechende Ahndung, sodass die alles in die Defensive werfenden Gäste ohne Konsequenzen weiteragieren konnten. Klar, dass sich hier die Gemüter jetzt zusehends erhitzen, wenngleich es trotz der schwierigen Platzverhältnisse nie zu schweren Foulspielen kam. Peckeloh machte das wie schon Häger drei Wochen zuvor insgesamt recht clever und da die Aktionen ohne Ahndung blieben, mussten die Senner da jetzt mit dem Mut der Verzweiflung durch.
Schon in der Nachspielzeit haben die Waldbadkicker den Ball eigentlich schon im Netz, da wirft sich wieder noch ein Abwehrstratege in den Torabschluss und verhindert den Ausgleich.
Nach einem Foulspiel an Malte Gruner, ist die letzte Aktion des Spiels angelaufen und Gruner bringt wie schon in der Woche zuvor das Leder gefühlvoll auf den Elfmeterpunkt des Gäste Sechzehners. Der Ball schwebt ein, kurzes Durcheinander vor dem Gästetor und dann steht plötzlich Stephan Dopheide völlig mutterseelenalleine vor dem Tor der Gäste und hat den Ball ruhend am Fuß. Dopheide schießt, wieder wirft sich irgendwas Rotes in den Torschuss, der Ball wird nach vorne abgelenkt, zig Leute stürzen durch- und übereinander und dann ist es ein Gast, der dem abgefälschten Leder nicht mehr ausweichen kann und es irgendwie über die eigene Torlinie schleust – 2:2, der Schlusspunkt!
Ein jubelndes Senner Knäul bildet sich im Gäste Sechzehner, die wacker verteidigenden Peckeloher sinken zu Boden, sie hatten hier wirklich alles reingehauen.
Dann ertönt auch schon der Schlusspfiff und ich erspare es mir alles Darauffolgende zu kommentieren. Wie sagte einst ein junger Senner Spieler in einer Gesprächsrunde im Kreise der Mannschaft: „Ich habe da jetzt tausendmal was zu gesagt, ich mache das jetzt nicht mehr.“
Erst der zweite Punkt im vierten Spiel gegen einen Club aus dem Altkreis Halle. Wenn auch erst sehr spät und noch glücklicher zustande gekommen, fühlt sich dieser „Punkt der Moral“ an, wie eine Niederlage, weil man an und für sich zur Pause mit 4 oder gar 5:2 führen muss. Allerdings möchte ich nicht unterschlagen, dass die Gäste ebenfalls eine enorme Kraftleistung dargeboten haben und mit einer eiskalten Effizienz bewiesen haben, wie man auch aus weniger klaren Torsituationen einen Treffer erzielten kann. Unter dem Strich hat sich das junge Senner Team nicht für seinen enormen Aufwand belohnt, den es ohne jeden Zweifel betrieben hat. Kämpferisch, läuferisch, vom Einsatzwillen und vom Willen „es“ zu erzwingen, muss sich die Senner Mannschaft rein gar nichts vorwerfen. Sowohl Offensive als auch Defensive haben ihre Schwächen erkennen lassen. Insgesamt sind durchschnittlich zwei Gegentreffer pro Spiel eine sehr hohe Hypothek für das junge Team, zumal diese gerne durch Abstimmungsfehler oder mangelnde Kommunikation zustande kommen. Hier wartet wohl bis zur Winterpause und für die Rückrundenvorbereitung ein ordentliches Stück Trainingsarbeit auf das Trainderduo.
Trotz allem möchte ich diesen „Bericht“ mit einem Kompliment für die Mannschaft abschließen, weil sie es einfach im Moment fertigbringt, bis zur „letzten Patrone“ an sich zu glauben und sich nicht aufgibt. Vielleicht ein Resultat aus dem Brake-Fiasko. Dieses Mannschaftsverhalten trägt eindeutig die Handschrift einiger Führungsspieler, die die eigenen „Truppen“ bis zum Abpfiff nach vorne peitschen. Das ist außergewöhnlich.
Man of the Match: Simon Czernia